Vergewaltigungsfantasien – Dominanter Sex oder Vorstufe zu sexueller Gewalt?

Sexuelle und häusliche Gewalt sind allgegenwärtig und in schärfster Form zu verurteilen. Doch wie sieht es mit Vergewaltigungsfantasien von Männern und Frauen aus, die sexuelle Lust daran empfinden?

Gilt dies schon als Vorstufe für sexuelle Gewalt? Ist der Schritt zur Vergewaltigung nur ein sehr kleiner? Die Grenzen zum Illegalen fließend?

Fetisch Rollenspiele mit gegenseitigem Einverständnis

In deutschen und österreichischen Schlafzimmern herrscht nicht immer nur Flaute. Vor allem junge Paare, die sich ausprobieren wollen oder auch sich bereits gefundene Ehepartner kommen früher oder später auf die Idee einmal etwas mit BDSM auszuprobieren.

Bizarre Spiele im Reich der Fetischfantasien sind so umfangreich wie abwechselnd und haben das Potenzial wieder neuen Schwung ins Liebesleben zu bringen. Längst geht es dabei nicht mehr nur auf den kleinen Klaps auf den Po, das Fesseln an einen Bettpfosten oder die Gummimaske beim Sex. In der heutigen Zeit darf es schonmal ein wenig heftiger sein. So ist zum Beispiel Rape Play als Sex Rollenspiel eine gespielte, gewollte und erlebte Vergewaltigung in beiderseitigem Einverständnis. Wer mag so etwas mag man sich fragen?

Aktuelle Studien belegen, dass bis zu 60% aller Frauen Fantasien dahingehend haben, einmal dominiert zu werden. Darunter spielen Vergewaltigungsvorstellungen eine große Rolle und viele Frauen schämen sich genau für diese Träume.

Deswegen werden in Umfragen lieber Wörter wie „Unterwerfungsfantasie“ benutzt, da dies weniger anstößig klingt. Sexuelle Fantasien scheinen grenzenlos und letztendlich nur eine weitere Form des sexuellen Auslebens, auch wenn moralisch fragwürdig. Männer und Frauen mit Vergewaltigungsfantasien empfinden sexuelle Lust daran beherrscht zu werden und eine in dieser Richtung geartete Machtausübung zu erfahren.

Der Grad des übermäßigen Begehrens und der damit überschreitenden Intimgrenze ist vor allem bei Frauen der Lustbringer schlechthin. In seiner reinsten Form geschieht dieser sexuelle Akt in beiderseitigem Einverständnis. Zur Sicherheit werden sogenannte „Safe Words“ eingebaut, die jederzeit den Abbruch ermöglichen.

Dabei muss eine solche Praktik nicht einmal mit roher Gewalt einhergehen.

Sind Grenzen fließend?

Es ist jedoch nicht von der Hand zu weisen, dass es hier sicherlich Grauzonen gibt. Gegen sexuelle Spielarten, an denen beide Geschlechtspartner gleichermaßen partizipieren, profitieren und einverstanden sind, gibt es sicherlich wenig auszusetzen.

Sobald allerdings ein Teil seine Macht überdermaßen ausnutzt, befindet man sich schnell wieder in einem Bereich der sexuellen Gewalt. Als Beispiel sei hier eine devote Ehefrau genannt, die nur um ihrem Mann zu gefallen und um zu verhindern, dass er sich sexuelle Belustigung woanders sucht, jede Art von Vergewaltigunsspielchen mit macht.

Insgeheim missfällt ihr es sogar, sie lässt es aber bewusst über sich ergehen, da Sie Angst vor den Konsequenzen hat. Schnell befindet man sich in einem sozialen Abhängigkeitsbereich, der stets eine Voraussetzung für sexualisierte Gewalt darstellt und Basis fast jeder echten Vergewaltigung darstellt.

Sind Vergewaltigungsfantasien nun also zu verachten?

Sie haben zumindest ihre Berechtigung, wie jedes andere sexuelle Bedürfnis auch. BDSM hat immer auch etwas mit Machspielen zu tun, die allerdings stets in streng abgegrenzten Bereichen vollzogen werden sollten.

Ein hohes Maß an Vertrauen sowie Kommunikation im Vorfeld kann viel helfen, eine Missinterpretation im Nachhinein zu vermeiden. Miteinander sprechen, sich austauschen und genau die Grenzen des Sexpartners zu kennen ist essentiell um nicht in einen Bereich zu kommen, der ungewollte sexuelle Gewalt interpretiert werden kann. Dominanter Sex spielt in unserer Gesellschaft eine große Rolle und selbst Männer begeben sich in die Hände einer Domina um sich im wahrsten Sinne des Wortes misshandeln, bestrafen und beherrschen zu lassen.

Dass hierbei im Vorfeld ebenfalls streng Vereinbarungen zwischen beiden Beteiligten getroffen werden, bleibt den meisten Betrachtern verborgen.